Touareg, X 5, RX & co: six all-terrain vehicle when compared


Gelandewagen bringen meist auf befestigten Stra?en friedlich Kinder zur Schule und Eltern ins Buro - und damit ihre Entwickler zur Verzweiflung. Schlie?lich haben sie eigens aufwendige Allradsysteme erdacht. Also ab in die Kiesgrube.
Zum Vergleich treten sechs Gelandewagen an: BMW X5, Jeep Grand Cherokee, Land Rover Freelander, Lexus RX, Mercedes GLK und VW Touareg.
Na prima, an wirklich wichtige Dinge wie Gummimatten oder wenigstens einen Satz robuster Bursten hat wieder niemand gedacht. Und wie kommt jetzt der klebrige Batz aus Altmuhltaler Krume wieder aus den Fasern der schicken Veloursfu?matten? Und uberhaupt: Eigentlich gehoren die sechs hier versammelten Gelandewagen nicht in einen Offroad-Park. Zumindest sieht das die uberwiegende Mehrheit ihrer Besitzer so.
Sie erfreuen sich stattdessen an der rustikalen Optik, der hohen Sitzposition und dem subjektiven Sicherheitsgefuhl, das die vierradrigen Stadtindianer vermitteln. Eine stetig wachsende Anzahl Autokaufer denkt ahnlich, weshalb allein im vergangenen Jahr das Offroader-Segment in der deutschen Zulassungsstatistik um 20,6 Prozent zulegte. Vor allem kompakte SUV verkaufen sich prachtig, wie zum Beispiel der Land Rover Freelander und der Mercedes GLK. Beide Hersteller mussen ihren Ruf als Schopfer echter Schlamm-Ikonen wie dem hoch aufragenden G-Modell und dem immer mit leicht ondulierter Alu-Karosse bestuckten Defender verteidigen.
Zunachst scheint nur der Land Rover Freelander diese Burde ernsthaft auf sich nehmen zu wollen. Obwohl sein mit einer Haldex-Kupplung der aktuellen vierten Generation bestuckter Antrieb normalerweise 95 Prozent der Motorkraft an die Vorderrader schickt, lasst der Drehschalter auf der Mittelkonsole gro?ere Ambitionen vermuten. Das Terrain Response genannte System halt neben dem Normalmodus festgelegte Regel-Algorhythmen der Steuerelektronik fur drei verschiedene Gelandearten bereit: Der erste hilft auf Gras, Schotter und Schnee weiter, der zweite bei matschigen Spurrillen, und der dritte liefert im Land Rover Freelander bestmogliche Traktion auf Sand. Zusatzlich ubernimmt die Elektronik die Funktion von Sperren an den Achsdifferenzialen - und sie leistet gute Arbeit.
Der Land Rover Freelander wuhlt sich muhelos durch Schlamm und Geroll, erklimmt als Einziger die 40-Prozent-Steigung und lasst sich locker durch den verwinkelten Parcours dirigieren. Die Haldex-Kupplung reagiert blitzschnell, ubertragt bei Bedarf 95 Prozent der Antriebskraft auf die Hinterachse. Und bei kniffligen Bergabpassagen halt die Hill Descent Control ohne Betatigung der Bremse konstant Schritt-Tempo.
Der Mercedes GLK verzichtet im Test auf dieses Extra, das immerhin als Bestandteil des Offroad-Technikpakets fur 702 Euro Aufpreis zu haben ist. Zusatzlich bieten die Stuttgarter ein Sportpaket an, mit dem sich auch der Testwagen schmuckte – keine besonders gute Voraussetzung fur einen Ritt durch das Unterholz. Doch der sportliche Schwabe zeigt sich beeindruckend unbeeindruckt von den ihm auferlegten Prufungen. Zwar verhindert die geringe Bodenfreiheit des Mercedes GLK einen neuen Bestwert beim Rampenwinkel, an Traktion fehlt es hingegen kaum.
Der mit einer starren Kraftverteilung von 45 zu 55 Prozent arbeitende 4matic-Antrieb manovriert den Mercedes GLK zuverlassig uber den losen Untergrund, die 4ETS getaufte Elektronik unterstutzt den Vortrieb mit kontrollierten Bremseingriffen. Zudem liefert wie beim Land Rover Freelander der kraftige Vierzylinder-Dieselmotor eine ordentliche Portion gut dosierbaren Drehmoments.
Davon bieten die beiden Hybrid-SUV im Test ebenfalls mehr als genug, vor allem bei nochmals niedrigeren Drehzahlen. Bereits bei 1.000 Umdrehungen schicken Elektromotor und V6-Kompressor-Benziner des VW Touareg 580 Newtonmeter uber das selbstsperrende Torsen-Differenzial an alle vier Rader. Die Basis-Kraftverteilung ist mit 40 zu 60 Prozent leicht hecklastig ausgelegt, maximal 70 Prozent konnen zwischen den Achsen hin und her geschoben werden. Um abseits der Stra?e das Temperament dosiert in Vortrieb umsetzen zu konnen, reagieren die Motoren des VW Touareg im Offroad-Modus etwas zogerlicher auf Gaspedalbefehle.
Zusatzlich steigt die Bodenfreiheit des VW Touareg per Luftfederung um acht auf 30 Zentimeter, eine Rundum-Kameradarstellung erleichtert das Manovrieren zwischen Asten und Felsen. Allerdings kosten die beiden nutzlichen Extras schmerzhaften Aufpreis. Ob mit oder ohne sie: Auch beim VW Touareg wird deutlich, dass eine intelligente Steuerung des Allradantriebs Wege ebnet, die der Fahrer kurz zuvor kaum als solche identifiziert hatte. Nun arbeitet er sich scheinbar muhelos - auf edlen, sehr bequemen Ledersesseln gebettet und von vielschichtigen Klangen des Dynaudio-Soundsystems berieselt - durch den deutschen Forst, bis auch den Touareg ein mit Matsch zugekleistertes Reifenprofil stoppt.
Der Lexus RX 450h ist da schon lange aus dem Ruckspiegel verschwunden. Die Japaner interpretieren die Idee des Allradantriebs auf eine sehr eigene Weise und verzichten dabei auf eine mechanische Verbindung zwischen den Achsen. Auf die Vorderrader wirkt eine Kombination aus 249 PS starkem V6-Benziner und umgerechnet 167 PS leistendem Elektromotor. Ein zweiter E-Motor mit 68 PS treibt ausschlie?lich die Hinterachse an. Alle drei Triebwerke addieren sich zu einer Gesamtleistung von 299 PS, ein System-Drehmoment verschweigt Lexus fur den RX 450h. Weitere Offroad-Zutaten? Fehlanzeige.
Einzig der in der Elektronik hinterlegte Schneemodus schaltet im Lexus RX 450h das hintere Aggregat fruhzeitig zu, sorgt damit allerdings kaum fur besseres Durchkommen im schwierigen Gelande, da sie gleichzeitig fruh die Leistung an den durchdrehenden Radern wegnimmt. Lexus zieht also eine klare Auslegung des Allrads fur befestigte Stra?en vor.
Ein Jeep kann sich so etwas nicht erlauben, weshalb der Grand Cherokee das ganz gro?e Buffet an Antriebs-Delikatessen auffahrt: funf elektronisch geregelte Fahrprogramme, Bergabfahrhilfe, ein Reduktionsgetriebe sowie eine situationsgerechte Kraftverteilung von bis zu 100 Prozent. Doch es bleibt beim theoretischen Vorteil, in der Praxis muss der Jeep Grand Cherokee mit dem tragen V6-Benziner sogar den talentierten Land Rover Freelander am Steigungshugel ziehen lassen.
Der Grund: die gro?en 20-Zoll-Rader mit breiten 265er Reifen. Hinzu kommt eine nicht optimal gewahlte Spreizung der Funfstufen-Automatik, die von der Untersetzung kaum kaschiert werden kann. Der Jeep Grand Cherokee entspricht also nicht den Erwartungen – ebenso wie der BMW X5.
Dem X5 kommt die Rolle als besonders fahraktiver Vertreter seiner Gattung zu, der vor allem auf den asphaltierten Kurven nach Kitzbuhel oder Cortina mit hoher Dynamik brilliert. Dementsprechend verteilt der leicht hecklastig ausgelegte x-Drive-Allrad bis zu 80 Prozent der Kraft des durchzugsstarken und drehfreudigen Sechszylinder-Triebwerks bei Bedarf auch vorausschauend in Abhangigkeit zur Gaspedalstellung.
Einziges Zugestandnis an die SUV-Optik: eine Bergabfahrhilfe. Wer den BMW X5 nun bereits an den mildesten Steigungen scheitern sieht, stellt erstaunt fest, dass sich der Bayer kaum muhen muss, um den ubrigen Probanden folgen zu konnen. Die Kraxel-Ubung meistert er sogar mit am besten, verharrt erst wenige Meter vor der Kuppe mit durchdrehenden Radern. Zudem verliert der BMW X5 erst spat an Bodenkontakt, da die Federung ein bemerkenswertes Verschrankungstalent beweist. So wuhlt er sich auch im engen Rundkurs engagiert durch, erfordert dabei aufgrund der spitzen Leistungscharakteristik einen gefuhlvollen Gasfu?.
Unter dem klebt allerdings bereits eine dicke Schlammschicht, was die eingesauten Fu?matten erklart. Also her mit der Burste, die eigentlich in jeden SUV-Kofferraum gehort – diese Gelandewagen konnen weit mehr, als ihre Kaufer erahnen. 
Mit einer Blitz-Lektion in Gelandefahren und einem sensiblen Gasfu? kommen selbst die oft als Softies geachteten SUV erstaunlich weit. Dafur sorgt in erster Linie eine intelligent und schnell arbeitende Elektronik, die das Drehmoment geschickt dorthin verteilt, wo es in Traktion umgesetzt werden kann.
Daher hei?t es fur die meisten der zum Test angetretenen Kandidaten erst sehr spat: Ende Gelande. Den Lexus RX 450h trifft es sehr fruh, den Land Rover Freelander sehr spat. Mercedes GLK, BMW X5 und VW Touareg halten gut mit, der Jeep Grand Cherokee kann allerdings keinen Vorteil aus seiner umfangreichen Hardware ziehen. Auch bei ihm sind die in erster Linie auf Asphalt ausgelegten Reifen Schuld – macht nichts, denn die SUV wuhlen sich auch damit viel souveraner durch den Dreck, als man es ihnen zutrauen wurde.