Compact station wagons in the comparison test: Ford focus, Opel Astra, Peugeot 308

 
Der neue Ford Focus Turnier will mitmischen, denn gut ausgestattete Kombis mit kraftigen und zugleich sparsamen Benzinern liegen im Trend. Kann er sich gegen Opel Astra Sports Tourer und Peugeot 308 SW durchsetzen?

Das hatte sich der candyrote Ford Focus Turnier mit der Fahrgestellnummer WFOLXXGCBLB-58849 auch nicht gedacht. Gerade mal zwei Wochen runter vom Montageband, musste er schon nach Stuttgart - antreten zum Einzeltest.
Vier Sterne sind es am Ende. Alles gut und Pause fur den Focus 1.6 Ecoboost? Von wegen. Wahrend seine Kollegen noch gemutlich fur die Fahrvorstellung durch Berlin rollen, folgt der erste Vergleichstest.
Die Kontrahenten Opel Astra Sports Tourer 1.4 Turbo und Peugeot 308 SW 155 THP stehen schon bereit. Passend zu dem 24.650 Euro teuren Focus Titanium sind auch sie in voller Pracht vorgefahren - als Astra Innovation inklusive Flex-Ride-Fahrwerk zum Preis von 25.930 Euro sowie als 308 SW Allure. Kostenpunkt fur den Franzosen: 24.450 Euro.
Also alle Klappen und Turen auf. Und siehe da - der Ford kann mit seinem neu geformten Hinterteil keine Ma?stabe setzen. Der sauber verarbeitete Kofferraum ist mit einem Volumen zwischen 490 und 1.516 Liter zwar ausreichend reisetauglich, und die Ruckbank lasst sich leicht umlegen, mehr als vier Verzurrosen und ein klappriges Fach in der Seitenverkleidung hat der rund 4,6 Meter lange Focus in Sachen Gepackraum-Management aber nicht zu bieten.
Deutlich praxisgerechter fallt da schon die Ausstattung des Astra Sports Tourer aus. So lassen sich Gepackraumrollo und sonstige Utensilien bequem in einem gro?en Fach unter dem stabilen Kofferraumboden verstauen, und die Rucksitzlehnen klappen per Tastendruck im Ladeabteil von allein nach vorn (Serie bei Innovation). Selbst wer die Sitzflache nicht nach oben stellt, erhalt einen glattflachigen Laderaum mit nahezu ebenen Boden (1.550 Liter). Freunde von Netzen, Schienen und Haken konnen fur akzeptable 125 Euro zudem das Flex-Organizer-Paket ordern.
Mit dem Organisieren hat es der 4,5 Meter lange 308 SW nicht so – ein einfaches Netz muss reichen. Dafur gibt er sich unubertroffen flexibel. Denn anstelle einer geteilten Ruckbank trumpft der Franzose mit drei Einzelsitzen auf, die sich separat umlegen, verschieben, ausbauen oder versetzen lassen. Optional (620 Euro) sind sogar zwei zusatzliche Sessel zum Verankern im Kofferraum zu haben.
Wer alle Sitze ausbaut, erhalt ein sehr respektables Ladevolumen von 1.736 Litern. Pech fur den Peugeot: Die Punkte, die er hier gewinnt, verspielt er gleich wieder beim Sitzkomfort. Denn wahrend die Vordersitze bequem geformt sind, erweisen sich die Einzelsitze hinten als zu schmal und zu hart und bieten nur kurze Sitzflachen. Auch wenn der 308 SW serienma?ig mit ausklappbaren Tischen, Sonnenrollos und einem prachtigen Panorama-Glasdach die Mitfahrt versussen mochte, kommt im Fond auf langen Touren keine Freude auf.
Auf den klassischen Ruckbanken in Focus und Astra lasst es sich deutlich gemutlicher verreisen – mit leichten Vorteilen fur den Ford. Er bietet noch einen Tick mehr Bein- und Kopffreiheit als der 14 Zentimeter langere Opel. Erfreulich: Alle drei Kombis offerieren hinten wie vorne ausreichend Facher, Steckdosen und Ablagen fur Wasserflaschen, Mobiltelefone oder auch Spielzeug.
Hochwertiges Cockpits aller drei Kandidaten
Am Qualitatsniveau der Testfahrzeuge gibt es ebenfalls wenig zu meckern. Das ein oder andere Hartplastikteil im Opel oder ein billig anmutender Zwolf-Volt-Anschluss im 308 SW konnen verdrie?en, mussen aber nicht. Dafur fallen die sicht- und spurbaren Elemente in Cockpit, Turverkleidung und Mittelkonsole zu hochwertig aus. Opel und Ford erfreuen zudem mit exzellent geschnittenen Vordersitzen, die kaum Wunsche offen lassen. Nur die sehr schmalen Kopfstutzen des Focus geben Anlass zur Kritik. Wer hier im Falle eines Crashs nicht punktgenau abgefangen wird, knallt eventuell gegen den Turrahmen.
Daneben durfte der Wunsch nach mehr Bedienfreundlichkeit aufkommen – zumindest in den deutschen Fahrzeugen. Die wuchtigen Mittelkonsolen sind wie die Lenkrader mit Tasten uberfrachtet und erfordern zu viel Eingewohnung. Das ubersichtlicher gestaltete Cockpit des Peugeot lasst hier weniger Fragen offen – abgesehen von den nicht einsehbaren Bediensatelliten hinter dem abgeflachten Sportlenkrad.
Derlei Schnickschnack brauch ich nicht, mag sich der Focus jetzt denken. Was zahlt, sind die Systeme, die den Fahrer unterstutzen. Und hier ist der Kolner bestens gerustet. Wahrend der Peugeot keinerlei aktiven Aufpasser und der Opel nur einen Spurassistenten inklusive Verkehrsschild-Erkennung aufbietet, lasst sich der Ford mit aktiven Brems- und Spurassistenten sowie einem Mudigkeitswarner ausstatten. Immerhin: Der Astra gibt sich so schnell nicht geschlagen und halt mit sehr guten, adaptiven Bixenon-Scheinwerfern samt variabler Lichtverteilung dagegen (Serie bei Innovation).
Opel Astra Tourer steht immer einen Meter fruher
Sollte es zu zu einer Notbremsung kommen, stoppen die Kombis zuverlassig – der Opel sticht hier als besonders starker Negativbeschleuniger hervor und steht immer einen Meter fruher. In puncto Vorwartsdrang halt sich der Astra dagegen deutlich zuruck. Der 140 PS starke 1,4-Liter-Turbobenziner dreht zwar freudig hoch, doch ein Drehmoment von 200 Newtonmetern sowie zu lang ubersetzte Gange dampfen das Temperament spurbar.
Wie es richtig geht, zeigen Focus und 308 mit ihren 150 beziehungsweise 156 PS starken 1,6-Liter-Aggregaten. Dank kurzer ubersetzten Getrieben und 40 Nm mehr Drehmoment sind die beiden deutlich flotter unterwegs. So ist der Peugeot beim Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h satte 5,1 Sekunden schneller als der Opel – wohlgemerkt ohne Mehrkonsum. Mit einem Testverbrauch von 8,4 Liter/100 km ist der 308 der Sparsamste, nur der Ford ist auf der Normrunde genugsamer.
Womit wir bei der eigentlichen Paradedisziplin des Kolners angelangt sind: den Fahreigenschaften. Wie die Limousine gefallt auch der Turnier mit einer direkten, prazisen Lenkung sowie einem straffen, aber nicht ungehobelt agierenden Fahrwerk, das ihn auch bei schneller Kurvenfahrt vorbildlich sicher auf Kurs halt.
Ganz anders ergeht es dem Fahrer im 308. Er kampft mit einer indifferenten, sto?igen Lenkung, leicht zerrenden Antriebseinflussen und Dampfern, die jeden Stra?enschaden durchlassen.
Der Opel, mit den optionalen adaptiven Flex-Ride-Dampfern bestuckt, gibt sich im Sportmodus ahnlich holprig. Wer das nicht braucht, bleibt im Tourmodus und wird mit ausgewogenem Fahrkomfort sowie einer feinfuhligen Lenkung belohnt. Das adaptive Fahrwerk macht den Astra zudem zum teuersten Fahrzeug im Vergleich. Drei Minuspunkte, die er mit seiner umfangreicheren Garantie wieder ausbugelt. Ford und Peugeot stehen lediglich zwei Jahre fur ihre Autos gerade.
In Sachen Ausstattung geben sich die Hersteller dagegen kaum eine Blo?e. Alle Modelle sind reisefertig ausgestattet, haben Klimaautomatik, CD-Radio und elektrische Fensterheber. Und auch wenn der Focus sich weder mit einem Panoramadach noch mit variablen Xenon-Scheinwerfern ausrusten lasst, kann er nach Koln berichten: Vergleich gewonnen. Ab nach Hause.
Kein kompakter Kombi lasst sich derzeit mit mehr Assistenzsystemen bestucken. Via Kamera uberwacht der Ford seine Fahrspur, erkennt Verkehrsschilder, halt mittels Radarsensoren im Frontgrill Abstand zum Vordermann und warnt via Infrarot-Laser-Sensoren vor Auffahrunfallen in der Stadt. Das „Active City Stop“-System agiert bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Rund 100 Mal pro Sekunde checkt der Laser den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Greift der Fahrer trotz Warnung nicht ein, aktiviert das System die Bremsen.