McLaren MP4-12 c test: the new sports car weapon

 
Mit dem McLaren MP4-12C, einem 600 PS starken Sportwagen, stellt sich McLaren-Chef Ron Dennis der Konkurrenz von Ferrari und Co. nun auch auf der Stra?e. Ein starker Aufschlag, wie der Erstkontakt zeigt.
Ohne Vorspiel geht zunachst gar nichts. Als Auftakt zum Tete-a-Tete fordert der McLaren MP4-12C wenigstens eine zartliche Streicheleinheit unterhalb der Tursicke. Erst dann wird die Pforte elektrisch entsichert, schwingt lasziv nach oben. Herkommliche Turgriffe hat der Windkanal verschluckt, in dem der 1,2 Meter flache Brite viel Entwicklungszeit verbrachte.
In der sterilen Manufaktur in Woking, Brutstatte fur Formel 1-Siege, wurden dem McLaren MP4-12C die kleinsten Faltchen geglattet. Technisch perfekt ausgefuhrt, qualitativ uber Zweifel erhaben, entstand ein aalglatter Typ, der das Zeug dazu hat, sich flugellos bei Tempo 240 mit 180 Kilogramm Abtrieb auf die Stra?e zu pressen.

Rechnerisch sowie bei den Simulator-Runden sei der MP4-12C schon das "Best Car in Class", wie sie bei McLaren erzahlen. Mit seinen hufthohen Endrohren soll der 12C auch in natura Lamborghini Gallardo, Porsche Turbo S oder Ferrari 458 Italia den fahrdynamischen Marsch blasen – obwohl er akustisch zunachst tiefstapelt.
Knopfdruck, Zundung: Ein kurzer, heiserer Aufschrei, dann hullt sich der 3,8 Liter gro?e Biturbo-V8 des McLaren MP4-12C in ein wohlig warmes Schnurren. Um Nackenhaarflattern kummert sich der selbstkonstruierte, 200 kg schwere und bei Zulieferer Ricardo gebaute Achtzylinder nur auf ausdrucklichen Wunsch. Grundsatzlich bleibt er sittsam.  Zunachst reizt der piekfein verarbeitete, perfekt geschneiderte Innenraum mit gut konturierten, bequemen Sitzen die Sinne.
Mit einem Mix aus Kohlefaser und feinem Leder umspannen das futuristische Cockpit und das 75 Kilogramm leichte, extrem steife Kohlefaser-Monocoque des McLaren MP4-12C den Piloten. Der aktiviert den Automatikmodus des Doppelkupplungsgetriebes, touchiert angesichts der 600 PS zunachst ehrfurchtig das Alu-Pedal. Und dann setzt sich MP4-12C doch tatsachlich belanglos wie ein simpler VW Golf in Bewegung. Seine sieben Gange schweben so elegant ineinander wie Kate Winslet uber den roten Teppich. Sensibel tastet ProActive Chassis Control den Fahrbahnzustand ab. Zumindest im Normalmodus geht das elektronische Fahrwerk als langstreckentauglich durch.
Die Lenkung stimmt mit ein: Sie bringt Ruhe und Gelassenheit ins Fahren, gibt sich verbindlich, nie ubertrieben spitz. Vom ersten Meter an vermittelt der McLaren MP4-12C viel Vertrauen. Und gerade diese vordergrundig harmlose Art ist es, die danach schreit, den mit 42,5 zu 57,5 Prozent hecklastig austarierten Mittelmotorsportler endlich aus der Reserve zu locken.
Die Boxenampel auf dem Rennkurs von Portimao springt auf Grun. Die zwei Drehregler auf der filigranen Mittelkonsole des McLaren MP4-12C rasten uber Sport in den Track-Mode. Einer sorgt fur die heftige Straffung des Fahrwerks. Der zweite hangt den V8 noch direkter ans Gaspedal, scharft die Schaltgeschwindigkeit und komponiert ein Klangerlebnis in den Innenraum, das mehr als nur die Nackenhaare in Wallung bringt.
Ab 4.000 Umdrehungen zurnt der mit maximal 1,2 bar aufgeladene V8 des McLaren MP4-12C nun aus tiefer Kehle. Schon 1.000 Touren vorher verdichtet sich das Drehmoment zu machtigen 600 Newtonmetern, wirft sich mit Macht auf die flache Kurbelwelle, lasst erst jenseits der 7.000/min wieder von ihr ab.
Entfesselt und entschlossen sturmt der extrem tief platzierte V8 noch uber 8.000 Touren hinaus. Erst im lang ubersetzten siebten Gang ebbt der ununterbrochene Schub im McLaren MP4-12C dann doch ab, wenn dem trotz seiner Gewalt harmonischen Antritt nicht schon von der brachialen Verzogerung eine Ende bereitet wurde. Die optionalen Karbon-Bremsen packen garstig zu, stauchen die 1.434 Kilogramm humorlos zusammen. Zur Unterstutzung surrt am Heck die Luftbremse nach oben, druckt beruhigend auf das beim Anbremsen leicht nervose Hinterteil.
Beim Einlenken sticht der traktionsstarke Hecktriebler wiederum stoisch ruhig und messerscharf in Richtung Scheitelpunkt, dribbelt leichtfu?ig ums Eck wie Wayne Rooney um eine Kreisliga-Abwehr. Der McLaren MP4-12C spielt in der Champions League des Grenzbereichs, pflegt dabei das neutrale Fahrverhalten wie die Briten die Teatime. Fur die uberzeugende Dynamik bricht er mit Traditionen: Kein herkommliches Sperrdifferenzial regelt die Traktion. Hauchzarte, elektronisch gesteuerte Streicheleinheiten an den hinteren Bremsen bringen die 200.000-Euro-Flunder in Handling-Stimmung.